EMS beim Pferd

Alles zu EMS beim Pferd und wie Sie es vorbeugen können

Übergewicht ist mittlerweile ein weit verbreitetes Problem in den wohlhabenden Industrieländern. Davon bleiben auch die Haustiere nicht verschont. Aus diesem Grund ist auch den meisten Pferdebesitzern das Equine Metabolische Syndrom (kurz EMS) ein Begriff, da es lebensgefährliche Erkrankungen wie Hufrehe, aber auch Insulinresistenz mit sich bringen kann. Aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes der meisten Pferderassen kommen die meisten der Vierbeiner nicht besonders gut mit einem überreichen Nahrungsangebot zurecht. Dies liegt darin begründet, dass Wildpferde einen anderen Speise-und Bewegungsplan haben, als das heutige Reit/Freizeitpferd.

Wildpferde ernähren sich vorrangig von kargen Steppengräsern und legen mehrere Kilometer Distanz in sehr ruhigem Tempo pro Tag zurück. Dabei erfolgt mehr oder weniger eine kontinuierliche Futteraufnahme der Pferde von bis zu 18 h am Tag. Heutzutage stehen unseren Pferden hochenergetisches Heu und Kraftfutter, sowie viel reichhaltiges Saftfutter und Futterzusätze zur Verfügung, welche sie meist in deutlich kürzeren Zeitintervallen aufnehmen, ohne dabei permanent in Bewegung zu sein.

 

Die Rasse schützt nicht

Auch Ihr Pferd könnte an EMS erkranken

Das Gerücht, dass nur bestimmte Pferderassen zur Fettsucht neigen und folglich nur diese dick werden, hält sich seit Jahren hartnäckig. Dem ist definitiv nicht so! Zwar sind gerade Ponys und Kaltblutrassen, die für harte Arbeit gezüchtet wurden, besonders anfällig für EMS, allerdings kann auch ein rassiges Sportpferd Fett ansetzen, wenn es nicht ausreichend bewegt wird.

 

Wie entsteht eine Insulinresistenz?

Wie beim Menschen auch, entsteht Übergewicht bei Pferden durch die Kombination einer Überversorgung mit reichhaltigem Futter und einem gleichzeitigen Bewegungsmangel.

 

Die Energiebilanz ist im Überschuss.

Durch Aufnahme von Futter gelangt Zucker in den Blutkreislauf. Der Körper schüttet dann Insulin aus, um den Zucker aus dem Blut in verschiedene Organe und Gewebe zu transportieren, damit er dort als Energie zur Verfügung steht. Daraufhin sinkt der Insulinwert wieder im Blut. Bei erhöhter Kalorienzufuhr kommt es zu einer vermehrten Fettansammlung im Körper. Fettzellen reagieren auf eine Insulinausschüttung verzögert und mit Ausschüttung eines anderen Botenstoffes, was dazu führt, dass der Körper verhältnismäßig mehr Insulin ausschütten muss, um den Zucker aus dem Blut wieder loszuwerden. Dabei stellt sich ein gefährlicher Gewöhnungseffekt ein und es kommt zu einer sogenannten Insulinresistenz.

Im insulinresistenten Pferd ist dadurch permanent mehr Insulin vorhanden, als im gesunden Pferd.

Insulin kann Hufrehe auslösen und ist somit eine große Gefahr für übergewichtige Pferde.

 

Was verursacht EMS?

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) wird durch Fettleibigkeit und der damit verbundenen Probleme verursacht. Es betitelt keine Krankheit per se, sondern entspricht einem Sammelbegriff für verschiedene Risikofaktoren an Hufrehe zu erkranken. Der Zentrale Faktor für EMS ist die Insulinresistenz oder auch Insulin-Dysregulation genannt, zudem Fettleibigkeit, das Equine Cushing-Syndrom (heute auf PPID genannt) und andere Faktoren.

 

Schmerzdiagnose Hufrehe

Die Krankheit EMS kann auch Hufrehe hervorrufen

Hufrehe ist eine Krankheit, die kein Pferdefreund seinem Gefährten wünschen würde. Wird das Tier über lange Zeiträume hinweg falsch gefüttert, senkt sich das Hufbein durch die Gewichtszunahme immer weiter ab, bis es die Hufsohle durchbricht. Die Folge sind chronische starke Schmerzen, Entzündungen und Probleme beim Laufen.

Durch die falsche Ernährung reichern sich im Dickdarm immer mehr Mikroorganismen an, die Milchsäure produzieren. Das führt zu einer Übersäuerung des Verdauungstraktes und damit zur Zerstörung der Magenschleimhaut. Die dabei entstehenden Gifte verengen die Blutgefäße und lösen die Hufrehe aus.

Hufrehe ist neben der Kolik die häufigste Todesursache bei Pferden.

Sie kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden und die Mechanismen sind sehr komplex. Auslöser von Hufrehe können sein: Metabolische Erkrankungen wie EMS/Insulinresistenz, Überlastungsproblematiken, Infektiöse Erkrankungen (Sepsis)/ Toxinausschüttung im Körper durch falsche Fütterung, Medikamente oder auch als Begleiterscheinung anderer Erkankungen.

Sollte der Tierarzt die Diagnose Hufrehe stellen, dann ist immer sofortiges und Konsequentes Handeln gefragt. Je besser und intensiver die Therpaie durchgeführt wird, desto besser ist die Prognose für das jeweilige Pferd. Bei der Therpie sind grundlegende Regeln zu beachten, die leider immer wieder durch falsche Fürsorge und mangelnde Aufklärung nicht eingehalten werden.

So sollte sich ein Pferd mit einer akuten Hufrehe eben an eine strikte vom Tierarzt verordnete Diät halten, die Bewegung muss den Umständen angepasst werden und Medikamente müssen konsequent verabreicht werden.

Zudem ist die Huforthopädische Bearbeitung meist ein großer und sehr wichtiger Faktor bei der Therapie der Hufrehe. Ein weiterer Faktor ist die Aufarbeitung und Findung von Ursachen, die unter Umständen Zeit, Geld und Geduld in Anspruch nehmen kann, aber unabdingbar ist, um einem Rezidiv nach erfolgreicher Therpaie vorzubeugen. Denn leider neigen Pferde mit Hufrehe sehr stark dazu weitere Schübe zu entwickeln.

 

Weitere Probleme

EMS kann den Willen zur Bewegung Ihres Pferdes einschränken

Durch das Unwohlsein und die mangelnde Kondition beginnt das Pferd damit, sich immer weniger zu bewegen. Man erkennt hier den Beginn eines Teufelskreises. Die Gewichtszunahme belastet die Hufe und den Halteapparat im Huf übermäßig, was im Falle eines akuten Entzündungsprozesses bei der Hufrehe sehr nachteilig ist.

Durch eine Adipositas und einen Bewegungsmangel ist die Durchblutung im Allgmeinen herabgesetzt, was ein begünstigender Faktor für die Entstehung von Hufrehe ist.

Durch frühzeitiges Erkennen EMS aufhalten

Überflüssige Fettpolster zeigen sich beim Pferd vergleichsweise schnell. Diese entstehen vor allem am Mähnenkamm und oberhalb der Kruppe, zudem kann sich eine Verdickung am Schweifansatz bilden.

Als Referenz für den BCS ( Body Condition Score) sollten Pferdebesitzer sich ihr Pferd genau ansehen und/oder den Tierarzt um Beurteilung bitten. Zusätzlich wird der Cresty neck score für den Fetthals verwendet. Wenn Ihr Pferd Anzeichen einer Verfettung zeigt, sollten Sie dieser Entwicklung schleunigst entgegensteuern, um Spätfolgen wie chronische Hufrehe zu verhindern.

Ab diesem Zeitpunkt steht das Pferd vermehrt unter dem Einfluss von Stresshormonen wie zum Beispiel Cortisol und der Zuckerhaushalt ist gestört.

Man sollte also sofort die Ernährung umstellen und die Bewegung erhöhen.

Der Weidegang ist dabei nur selten eine gute Option. Gras ist entgegen der Erwartungen sehr zuckerhaltig und trägt noch zusätzlich zur Gewichtszunahme bei. Wenn Ihr Vierbeiner bereits Fett angesetzt hat und abnehmen muss, sollte die Bewegung auf eine Kontinuität über den Tag gesteigert werden.

 

Dickmacher Müsli

Vermeiden Sie Pferdemüslis wenn Sie Ihr Pferd nicht ausreichend sportlich trainieren

Wer sein Pferd nicht wirklich intensiv sportlich fordert, sollte die Finger lieber von Pferdemüslis lassen. Bei viel sportlicher Betätigung kann diese zusätzliche Energie zwar verwertet werden, aber trotzdem schadet Müsli mehr als es nutzt. Mit den enthaltenen Körnern von Mais und Gerste sind diese nämlich hochkalorisch, enthalten viel schwer verdauliche Stärke und haben einen hohen glykämischen Index, der den Blutzuckerspiegel ordentlich durcheinander bringt. Auch enthaltene Samen und Kerne boosten mit dem enthaltenen Fett den Energiegehalt zusätzlich. Nicht gerade passend für ein reines Freizeitpferd, das täglich nur wenig oder gar nicht bewegt wird und stoffwechseltechnisch auch hoch bedenklich für ein Sportpferd. Müsli sieht gesund aus, es wird gerne gefressen und bereitet dem fürsorglichen Pferdebesitzer Freude, aber leider kann es auf Dauer schaden und das will niemand. Lieber darauf verzichten, kein Pferd braucht das!

Zwar gibt es zum Abnehmen auch für Pferde spezielle Diätfuttermittel, diese sind allerdings meist ebenfalls nicht sonderlich ratsam. Sie enthalten oft versteckte Süß-, Aroma- und Konservierungsmittel, die über die Leber verstoffwechselt werden müssen. Im Fall von EMS ist diese allerdings bereits belastet und kann ihre Aufgabe nicht mehr adäquat erfüllen. Die Folge ist ein noch höherer Blutzucker.

 

Verbotprodukt Heu

Ähnlich wie der frische Grashalm ist auch Heu ein potenzieller Dickmacher. Es enthält trotz der Lagerung noch genug Zucker, um für EMS zu sorgen und verursacht durch die Gärung im Magen-Darm-Trakt noch zusätzliche Probleme. Heu ist das Grundfutter unserer Pferde, aber auch hier gibt es Unterschiede zwischen 1. und 2. Schnitt, Schnittzeitpunkt, Alter und Qualität.

Grundsätzlich sollte einem Pferd über den Tag verteilt zur Erhaltung ca. 1,5% seines Körpergewichtes an Raufutter (min. 2/3 Heu und 1/3 Stroh) zur Verfügung stehen. Bei Diäten kann das noch etwas reduziert werden, dies sollte aber jeweils mit dem Tierarzt abgesprochen werden!

 

Die richtige Fütterung bei EMS

Die korrekte Ernährung spielt bei EMS eine große Rolle

Rohfaserreiche Nahrung ist das A und O. Diese kann man durch einen Anteil an Heu und Stroh gewährleisten. Als Kraftfutter sollten nur Heucobs oder sog. Getreidefreie „Strukturmüslis“ gefüttert werden. In Kombination mit einem sinnvoll strukturierten Bewegungsprogramm wird das Pferd zügig an Gewicht verlieren.

Silage und ein Besuch auf der Weide sind dagegen absolute No-Gos.

Davon sollte allerdings nicht mehr als ein Prozent des Körpergewichts verfüttert werden.

 

Mineralstoffmangel vorbeugen

Alle Prozesse im Körper, egal ob Aufbauprozesse oder die Verstoffwechselung, funktioneren nur mit einem ausgeglichenen Mineralstoffhaushalt einwandfrei.

Der Anteil an gewissen Spurenelementen wie z.B. Zink, Mangan, Kupfer, Selen, Jod und Cobalt ist beim Grundfutter meist zu niedrig, so dass hier schnell ein Mangel entsteht, der sich auch negativ auf „EMS-Pferde“ auswirken kann. Ein ausgewogenes Mineralfutter ist hier unerlässlich. Auch die Unterstützung des Stoffwechsels und des Immunsystems mit Kräutern und unbelastenden Spezialfuttermitteln kann sich positiv auswirken.

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